Kritische Analyse zum Text Powerpoint-Profis mit Kurzzeitgedächtnis

Der Artikel „Powerpoint-Profis mit Kurzzeitgedächtnis“ beschreibt bzw. kommentiert "etwas" despektierlich das Studium "Public History" auf der Freien Universität Berlin.



Ich muss gestehen, dass für mich allein schon der Begriff „Public History“ neu ist, vielleicht auch deshalb, obwohl zwar dieser Studienzweig anscheinend nicht nur weit verbreitet ist, sondern schon in den 70er Jahren auftaucht, jedoch in angloamerikanischen Regionen beschränkt war.



Will man den Artikel genauer durchleuchten, muss man zuerst zwangsweise den Studienplan zur Gänze durchstöbern, denn es fällt zuerst auf, dass der Autor sich anscheinend auf ein Modul im ersten Semester bzw. ein zweites Modul im Semester 2 versteift, um flapsig schlusszufolgern :



"Ein "public historian" könnte sich in seinem Studium also ausschließlich mit zwei Epochen beschäftigt haben: NS und DDR, und dies wiederum nur aus der Perspektive einer späteren Epoche“


Da ich weder die Universität, noch die Professoren dort kenne, und die Lehrveranstaltungsbeschreibungen eher spärlich sind, kann es durchaus sein, dass der Autor recht hat.



Doch selbst wenn dies so ist, spricht nichts dagegen von einem Studenten mehr zu erwarten – vielleicht außerhalb des Studienplans zu erforschen, nachzufragen - ja, zu „studieren“ (studere: „(nach etwas) streben, sich (um etwas) bemühen“) - als passiv teilzuhaben an einem weiteren Typus Schule, um "vorgesetzte" LVAs - hauptsache - zu absolvieren.



Das ist jedoch ein allgemeines Problem der „Bologna Reform“, dem ich wiederum äußerst kritisch gegenüberstehe und später vielleicht auch noch kommentieren werde.




Man sollte während des ganzen Studiums, aber besonders zu Beginn – und da nehme ich die Professoren in die Pflicht – immer wieder darauf hingewiesen werden.



Zurück auf den Artikel kommend, wirft der Autor interessanterweise noch ein Beispiel des Historikers Stefan Mächler ein, um den angehenden „Public Historian“ als bloßen Powerpoint- und Photoshop Präsentator zu denunzieren.



Da mir selbst in meinem Studium der Wirtschaftsinformatik gar so - um es galant auszudrücken - ungeschickte Präsentationen unterkamen, kann es selbst nicht schaden einmal gelehrt zu bekommen, das man auch bei Powerpointpräsentationen etwas mitteilen kann. Leider werden heutzutage Powerpointfolien allzu oft inflationär eingesetzt, so kann man Teilnehmer wie Leiter oft zu Erstaunen bringen, wenn man seine Seminararbeit, bestückt mit einer Kreide, auf der Tafel präsentiert (als kleiner Exkurs können gern die netten Auswüchse der Powerpointgeneration im Spiegel nachgelesen werden.)



Alles in Allem kann - für mich zumindest - nicht immer von einem Studienplan (und da spreche ich aus Erfahrung, von gespenstisch anmutenden Inhaltsangaben von LVAs an der TU Wien, die sich dann dank unermüdlicher Professoren als wahre Höhepunkte im Studium herausstellten) auf die Qualität des Studiums zurück geschlossen werden, aber natürlich können Schwerpunkte herausgelesen werden, wie das Studium positioniert werden soll. Da scheint die Kritik auch nicht unbedingt abwegig. Jedoch glaube ich, dass das Studium sicherlich im Gegensatz zur bisherigen Geschichtswissenschaft andere, alternative Zugänge legen will oder gar soll. Dadurch kann so mancher Interessierter sicherlich irritiert werden.




PS: Ich vermute das "Public Historiker" in ihrem Selbstverständnis auch den Methoden des historischen Forschens verpflichtet sein wollen. Und da wird es natürlich an den Seminaren bzw. den Seminarleitern liegen, innerhalb der straffen Studienpläne, genau dies zu vermitteln.
Somit sollte man diesem neuen Studium im deutschen Sprachraum auch die Zeit geben sich dorthin zu bewegen, wo sie selbst sein will, nämlich ein Teil der Geschichtswissenschaften, mit Anwendungen außerhalb der Unis.

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